Opas Schlaganfall

Der Vater meines Stiefvaters ist schon relativ alt. Anfang des Jahres hatte er einen Herzstillstand – mitten im Auto. Zum Glück beim Rückwärtsfahren, so dass der Schaden begrenzt blieb. Lediglich eine junge Frau wurde angefahren – diese konnte aber einen Tag später das Krankenhaus wieder verlassen. Also nichts ernstes.
Hervorgerufen wurde der – für Opa vollkommen schmerzfreie – Stillstand nicht nur wegen kaputter Arterien, sondern auch wegen seines Diabetes. Diesen hat er länger als ich ihn kenne und obwohl er bei der Diagnose seine großen Sünden (Nikotin, Alkohol und Zucker) noch am selben Tage aufgegeben hatte, sich streng an seine Diät hält und er bisher keine Fußprobleme hatte (was wirklich was heißt), wurden durch den Diabetes scheinbar die Nerven am Herzen geschädigt – so das er niemals Vorwarnungen erhalten hatte. So sagten es später zumindest die Ärzte.
Zwei Monate später hatte er den nächsten Stillstand – an seinen Hochzeitstag beim Frühstück. Meine Mutter rettete ihn hier das Leben, da alle Umstehenden (Omma, Stiefvater sowie andere Verwandte) absolut überfordert waren und sie die einzige war, die auf die Idee kam Erste Hilfsmaßnahmen einzuleiden – oder den Notarzt zu rufen.

Danach ging es ihm erst mal gut – bis ich bei ihm war. Ja, ich habe ein wenig mit ihm geredet, wir hatten Spaß und es ging ihm gut, auch wenn Oma die Weltgeschichte verrückt gemacht hat, als Opa mal einen Tag lang wenig Hunger hatte. An dem Tag, an dem ich wieder zu Hause war, hatte er dann einen Schlaganfall.

Er hat ihn überlebt, ist aber rechtsseitig gelähmt. Glücklicherweise wurde er in die Reha-Klinik gebracht in der auch meine Mutter arbeitet. So konnte sie ihn jeden Tag für ein paar Minuten besuchen. Und leider das Dilemma auch mit ansehen.
Mutter arbeitete zeitweise direkt gegenüber der Station und konnte so über die Flure Opa ständig im Flur stehen sehen. Im Rollstuhl sitzend. Das Gesicht nach unten. Stundenlang. Und niemanden der sich mit ihm beschäftigt.
War meine Familie zu Besuch ging ebenfalls nicht viel. Eines Tages – D-Mann #1 und Omma waren ebenfalls da – beschloss Muttern Opa ins Bett zu bringen. Mein Stiefvater wollte die Schwestern rufen – aber Muttern lies das nicht zu. Immerhin macht sie nichts anderes jeden Tag. An dem Tag hatte sie die Erkenntnis, dass es massive Probleme geben wird, wenn Opa wieder nach Hause kommt. Denn auch wenn er sich an seine Diäten hält, ist er massiv übergewichtigt. Und Mitarbeit war zu der Zeit nicht. Er war nicht mehr als ein riesiger Sack voll Wasser. Sie hatte ganz schön zu kämpfen um ihn ins Bett zu bekommen. Klar hat sie es geschafft. Aber schön war das nicht. Aber Opa hat es ein wenig aufgeweckt. Das erste Mal, dass er auf den Besuch einging. Und das nur in dem er meiner Mutter die Hand drückte. Ein Fortschritt.

Dennoch war er mitten in einer massiven Depression. Und jetzt, wo Mama das mal bei einem Familienmitglied direkt erlebte, verstand sie erst richtig, was das für eine fiese Krankheit das ist. Sie rief mich kurz danach an und zeigte das erste mal Verständnis für meine Situation. Nicht, dass sie die vorher nicht hatte… aber nun verstand sie es eben auch. Und ja, obwohl sie oft genug selbst mit Depressiven arbeitete, brauchte es diese Situation. Mich selbst hatte sie ja nie direkt erlebt – nur am Telefon.
Dennoch war es bei Opa deutlich dramatischer. Durch den fehlenden Antrieb konnte er bei den Therapien nicht mitmachen. Dadurch blieben Fortschritte aus. Fehlende Fortschritte bedeutet keine Verlängerung der Reha. Inzwischen hat er die Depression dank Medikamente so weit überwunden, dass er tatsächlich eine Reha-Verlängerung bekommen könnte. Was wünschenswert ist.

Dennoch muss zu Hause geplant werden. Meine Eltern und Großeltern leben im selben, uralten Haus. Der Hausanteil meiner Eltern ist relativ modern, da die beiden dort hinterher sind. Die ehemaligen Stallungen sind inzwischen auch modernde Gebäude, in denen ja auch immerhin Kinderzimmer untergebracht sind (erst meines, nun von Motte) – was aber nicht einfach war, da sich Omma und Opa dagegen immer gesperrt haben. Tatsächlich wurden die Umbauarbeiten immer dann gestartet, wenn die Beiden ihren Jahresurlaub gemacht haben. Kamen sie wieder, waren die Umbauten schon so weit, dass man es nicht mehr stoppen konnte. Was echt was heißt, denn meine Großeltern waren immer nur drei Tage weg und durften von den Planungen ja nichts mitbekommen. Interessanter Weise waren sie dann immer stets zufrieden mit den Umbauten.

Die Wohnung der beiden alten Leute ist dagegen eine ganz andere Sache. Da alles immer so billig und schnell wie möglich gemacht wurde, wurde überall gepfuscht. Ja, trotz dessen, dass da in der Familie mehrere Maurer dabei waren und es besser wussten. Besagter Opa war nebenbei auch einer.
Nun, da meine Mutter eine neue Küche hatte, wollte Oma auch einen Raum renoviert haben. Einen kleinen Zwischenraum von Küche und Hof – die Laube. Eigentlich wollte sie nur die Decke anders haben – hat aber nicht mit Mutter gerechnet. Inzwischen gehört das Grundstück seit einigen Jahren nämlich meinem Stiefvater und auch wenn meine Großeltern weiter dort leben können und das Hoheitsrecht über die ihnen angestammten Wohnräume haben, will meine Mutter die Renovierungshoheit haben. Wann renoviert wird, können die Alten bestimmen. Sie dürfen auch Wünsche äußern. Und sie müssen es auch bezahlen. Da die Arbeiten aber eh mein Stiefvater macht (alleine und in seiner Freizeit bzw. mit Unterstützung von Motte) und die beiden nicht einsehen jetzt zu renovieren um in ein paar Jährchen von vorne anzufangen, hat Mutter ein ordentliches Mitspracherecht.
Aus der besagten Laube wurden nun alle Möbel (ein 50 Jahre alter Schrank, eine schlecht selbstgemachte Gartenbank sowie ein Vorhang samt Schrank für Arbeitsjacken dahinter) entfernt , die Fenster neu gemacht (von Einglasscheiben zu modernen Fenstern), neue Gardinen angebracht, Tapete an allen Wänden neu, Fliesen neu gelegt und die Türen abgeschliffen und neu gestrichen. Und nur um das mal deutlich zu machen: Zwei Türen, beide in ihrer Lebzeit öfter man neu bestrichen – aber die alte Farbe niemals entfernt. Muttern und Stiefvater brauchten vierzehn Tage um aufs Holz zu kommen. Vierzehn Tage drei Stunden nur Tür abschleifen.
Der offene Schranl mit den Arbeitsjacken wollte Omma unbedingt behalten. Was das für Jacken seien? Na die von Opa. Nach fünf Minütigen Schweigen fragte Muttern erst nach, ob Opa wirklich noch 30 Jacken benötigt, sobald er aus der Reha braucht. Jacken für Mörtel- oder Holzarbeiten, für Gras via Sense ernten, Kartoffeln auflesen, aufs Dach zu klettern um es neu zu decken usw. Omma versuchte dann damit zu argumentieren, das die Arbeitssachen von D-Mann #1 und Motte dort ja auch hingen. Was die Männer zum lachen brachten – denn ihre Sachen hängen im Hobbyraum, wo sie sich auch duschen können. Dann nannte sie ihre eignen Arbeitskittel. Mutter holte sie darauf hin. 18 Stück hatte sie seit Jahren nicht mehr an – unter anderem, weil sie total kaputt waren. Die beiden übrigen konnte sie Problemlos in die eigentliche Kommode hängen – denn ja, die hatte sie auch noch.

Das war nebenbei bevor man sich ernsthaft Gedanken über Opas Verbleib machte.
Nun war DAS natürlich das nächste Thema.Vorschlag meiner Mutter:
Das alte Ehebett meiner Großeltern raus – wird eh mal Zeit – und ein Einzelbett für Oma rein sowie das Therapiebett für Opa daneben. In ein Bett werden sie eh nie wieder schlafen können. Man müsse dann nur ein wenig umräumen, damit man mit den Rollstuhl besser rein und rauskommt (zwischen Flur und Schlafzimmer befindet sich noch das Wohnzimmer; ein direkter Zugang ist nicht drin).
Antwort von Oma: „Ich will ihn nicht mehr im Schlafzimmer haben.“
Hrm… kay…

Statt dessen sollte das Gästezimmer zum Opazimmer werden. Ihre Vorstellung? Krankenbett rein, Opa rein, fertig. Die Möbel aus der Anfangszeit der DDR wären ja noch gut.

Noch bevor Mutter sich gefasst hatte, flippte ihr mein Stiefvater aus. In den Raum kommen Ärzte und Pfleger, Opa wird sich da den Großteil seiner Zeit aufhalten und das Zimmer ist einfach nur ungemütlich und kalt. Er soll sich da verdammt nochmal wohl fühlen.
„Okay… aber nur neuer Teppich. Die Wände wurden ja erst neu renoviert.“
„Omma – da war die Unsoziale gerade mal sieben! Ich sag dir was. Willst du das Zimmer so behalten wie es stellen, stellen wir Opa ins Schlafzimmer. Willst du das nicht, werden WIR renovieren. DU bezahlst! Mama plant das alles, du musst dich nicht kümmern. Wir schauen zu, dass es nicht zu teuer ist und geben auch was zu, wenn es nicht anders geht. Aber wenn Opa da rein kommen soll, bnleibt das Zimmer SO nicht!“

Sie gab dann nach. Inzwischen sind die alten Möbel raus, die uralte Tapete runter und es wurden zehn neue Steckdosen gelegt (weswegen sich nun stolze 12 Steckdosen in diesen Raum befinden), die alten Holzmöbel wurden gespendet bzw zerstört bzw. vom Sperrmüll abgeholt. Auch hier wurden neue Fenster angebracht (ja, auch hier waren es 1-Scheiben-Fenster), ein neuer Heizkörper installier, neue Tapete angepappt und neuer Boden gelegt. Die Tapete sorgte noch mal für Zoff. Omma wollte unbedingt weiße Tapete und sterile Möbel – weil Krankenzimmer. Nach einen erneuten Ausflipper – diesmal von meinem Bruder – verzog sie sich. Während die Männer helle und freundliche Tapete wollten, setze Mutter Burgunderrot durch – mit weißer Tapete im Kontrast. Ja, das ist eine dunkle Farbe, aber meine Mutter denkt da praktisch (dunkle Tapete um Lichtschalter rum wird nicht so schnell dreckig, es ist ein für das Hirn guter Kontrast und Opas Lieblingsfarbe ist nunmal dunkles rot) – und hat ein super Gespür für Farbbalance.
Neben den Bett sollen dann noch ein Fernseher unter die Decke (damit kann man besser vom Bett aus schauen), ein Sofa für Oma, ein Tisch, Siteboards usw. usf. rein. Außerdem muss da noch ein Klostuhl versteckt werden – denn das Bad meiner Großeltern hat einen zu engen Eingang (kleiner als genormt) – da geht kein Rollstuhl durch. Will man den Durchgang verbreitern, müsste die Wanne raus – die nimmt nämlich die gesamte Wand ein. Das wäre nichts, was meine Eltern jetzt stemmen könnten, wäre also etwas für später… wenn Omma nicht auf ihre Badewanne bestehen würde. Sofern Opa also später auch nicht für wenige Schritte laufen kann, wird ein Klostuhl benötigt. Und Waschen aus der Schüssel. Erbärmlich? Ja.

In den nächsten Wochen will ein Medizinprodukteheini vorbei schauen und mal sehen, was man noch machen kann. Muss ja auch geplant sein. Außerdem hat Mama ihn bereits in einer Tagespflege angemeldet, die ihn einmal in der Woche zu sich nimmt – sofern Opa wenigstens stehen kann. Liegend- oder Sitzendpflege ist dort einfach nicht möglich. Dazu fehlt Personal und Ausstattung. Dort würde er dann auch geduscht oder gebadet werden; was auch bereits abgeklärt wurde. Pflege für zu Hause wurde auch schon provisorisch angemeldet – allerdings kann man hier nichts genaues sagen, bevor Opa wieder zu Hause ist. Denn erst dann wird die Pflegestufe festgelegt und erst dann kann richtig geplant werden. Meine Eltern wollen die Hauptpflege jedenfalls nicht übernehmen. Können sie auch gar nicht. Und meine 1,50m große Oma mit hochgradiger Osteoporose und schwerer Herzerkrankung auch nicht.
Außerdem wurde ein Platz im Pflegeheim beantragt. Meine Eltern wollen Opa gerne zu Hause haben – aber wenn es nicht klappt, wollen sie nicht noch Monate lang warten müssen. Da Muttern durch ihren Beruf jede Menge Kontakte hat, ist das nicht allzu schlimm.

Muttern und ich haben aber im Hinterkopf, dass ein Pflegeheim für Opa tatsächlich besser ist. Und zwar nicht weil es dann für sie einfacher wäre, sondern wegen des Verhaltens meiner Oma. Ist sie bei ihm, ist sie über vorsorglich. Sie füttert ihn und hält ihm das trinken hin. Obwohl er selbst essen kann. Ja – nicht gut. Ja – er beschmiert sich. Ja – es dauert. Aber was ist das Schlimmste, was man einen durch Depression antriebslosen, gelähmten Mann antun kann, ist ihm jede Form von Selbstständigkeit zu nehmen. Selbst essen mag lächerlich klein sein – aber das er es selbst machen KANN ist wichtig für sein Selbstbewusstsein. Und für seinen Lebens- und Kampfeswillen. Mein Stiefvater war am Anfang ähnlich, konnte durch Muttern aber eines Besseren belehrt werden.
Ist Omma nicht bei Opa ist sie erschreckend gleichgültig. SIE wollte, dass er direkt ins Heim geht. SIE wollte einfach nur das billigste Krankenbett in ein uraltes Zimmer stellen. SIE will nicht auf ihren Luxus verzichten, damit Opa zu Hause auf Klo gehen kann. SIE will, das Opa weiterhin am Küchentisch an seinem Platz essen kann (an dem er schon ohne Schlafanfall oder Rollstuhl kaum hin kam). Es mag sein, dass ihr das momentan alles zu viel ist.Das kann ich auch nachvollziehen. Aber ein Auge müssen meine Eltern darauf haben.

Glück für uns, dass das Haus wirklich rechtzeitig übertragen wurde. Sonst hätten meine Eltern sich da nicht so gut durchsetzen können.
Nun bleibt abzuwarten, wie es mit Opa weiter geht.

Home, sweet Home

Achja. Immer wenn ich bei meinen Eltern war, weiß ich wieder, warum ich froh bin, dann doch recht weit weg zu wohnen. Nicht, dass ich meine Eltern nicht lieb hab, aber sie sind furchtbar anstrengend. Die ersten Worte meiner Mama waren „WIE SIEHST DENN DUUUU AUS?“ anstatt guten Tag, weil ich ein wenig viel zugenommen habe. Okay, ein wenig arg viel. Ich muss dringend abnehmen. Anschließend entwickelte sich jedes vier-Augen-Gespräch zur Diätberatung wider willen. Und das von einer Frau, die DEUTLICH mehr wiegt als ich. Pff.
Sie hat ja recht. Aber nerven tut es trotzdem-

Ansonsten war das Wochenende nicht. Der Maibaum wurde aufgestellt und stand auch noch bei der Abreise. Lediglich in zwei Nachbarorte (sofern man bei 40km Fahrlinie noch von Nachbarort reden kann… allerdings liegt dazwischen kein anderer Ort) wurden die Bäumchen gefällt. Interessanter Weise hat die Nachtwache vom 700-Einwohnerort Klein Irgendwas den Baum des 20-Einwohnerörtchens Groß Irgendwas gefällt und die Nachtwache von Groß Irgendwas den Baum von Klein Irgendwas. Wir haben Tränen gelacht, als wird das gehört haben. Vor allem, weil es wirklich die abgestellten Nachtwacheleute waren, die die Bäume stürzen ließen. Obwohl deren Rolle es ist, genau das (am eigenen Baum) zu verhindern.
Und ja, bei meinen Eltern gibt es zwei Orte mit absolut gleichen Namen, wo man einfach nur „Klein“ und „Groß“ drangehangen hat und dann ist der „große“ Ort deutlichst kleiner als der „kleine“ Ort.

Wer damit nichts anfangen sollte:
Jedes Jahr zu Pfingsten wird ein Mai- oder Pfingstbaum aufgestellt. Meist ist das ein wiiiiiiiiiirklich langer, kahler Stamm, an den man oben einen Zweig mit grünen Blättern und ein paar bunte Stofffetzen angebunden hat. Der Baum wird am Pfingstsamstag aufgestellt und in der Nacht mit riesigen wegen dem gesetzt eher mickrigen Feuer und viel viel Bier befeiert. Bleibt der Baum über diese erste, kritische Nacht stehen, steht er da noch wochenlang (irgendwann wird der auch abgebaut, meist auch mit viel Bier, aber kein Plan wann) und alles ist gut. Fällt der Baum, ist das jeweilige Dorf das Gespött der umliegenden Ortschaften. Eventuell war da früher mal was mit Pech, Glück, Segen und so – aber inzwischen gehts wirklich nur noch um Spott und Hohn.
Da die Bäume in der Regel bombenfest stehen – schon aus Sicherheitsgründen – hilft man dann eben nach. Da geht dann die Jugend aus Dorf A ins Dorf B und haut deren Maie um. Unterbunden werden kann das nur, wenn Dorf B an seiner Maie eine Nachtwache aufstellt, die das Bäumchen von Sonnenuntergang vom Feierende bis zum Sonnenaufgang Ende des Frühshoppens bewachen. Zeitgleich zieht natürlich Dorf B los, um die Maie von Dorf A oder C zu fällen. 😉
In der Regel bleiben die Bäume nebenbei stehen. Unter anderem deswegen, weil der Altersdurchschnitt der Dörfer inzwischen zu hoch ist und niemand mehr mitten in der Nacht losdackeln will. Eine zweite Regel besagt, dass ein einziges Dorf von diese Sitte inzwischen ausgenommen wird. Dort ist nämlich mal das große Unglück passiert und der Baum ist auf einen der Häuser – bzw. DEM Haus… also dem mit der Glocke und der Orgel da – gelandet und hat nicht gerade wenig Schaden angerichtet. Seit dem stellt das Dorf nur noch einen Winzling auf (3 Meter) und wurde von den Reigen höflichst ausgeschlossen, da niemand den jüngsten Mitgliedern der entsprechenden Gemeinde (67) die Nachtwache zumuten will. Gut, man hatte noch vorgeschlagen, dass der Betriebswirt, der zwar in dem Ort seinen Kuhstall betreibt dort aber nicht wohnt, einfach einen seiner Stiere auf die Wiese lässt. Aber irgendwie schien niemand so erpicht von der Idee zu sein den Stier wieder in den Stall zu bugsieren.

Wir waren ansonsten noch griechisch Essen und ich bin immer wieder begeistert. Die Preise unterscheiden sich auf den ersten Blick zwr nicht wirklich vom Westen, dafür aber die Portionen. Stellt euch einen 35cm-Durchmesser-Teller vor, wo auf fast allen Seiten das Essen noch rüberragt. Meine Folienkartoffel zum Rumpsteak… in der Regel bekommt man eine etwas mehr als faustgroße-Kartoffel… dieses spezielle Exemplar hatte die Größe meines Kopfes.
Entsprechend haben wir nicht aufgegessen (aber ein Eis passt immer) und uns was mitgeben lassen. Opa hat von seinem Hecht (in der Karte stand EIN Hecht, tatsächlich waren es drei) heute noch gegessen. Omma hat Sonntag alle mit „Opa gehts nicht gut!“ verrückt gemacht, denn Opa hat ja nun schon zwei Herzstillstände gehabt und so war niemand wirklich erfreut über diese Worte. Letztlich stellte sich „Geht es nicht gut“ als „VERDAMMT HILDE! ICH HAB KEIN HUNGER!“ heraus. Sicherheitshalber haben wir trotzdem Blutdruck (123/85) und Blutzucker (8,0 NICHT nüchtern) gemessen, was dann in einem Untersuchungsreigen ausartete, weil plötzlich Omma, D-Mann#1 und Zecke auch mal wissen wollte, wie es denn bei ihnen so aussieht. Ich habe mich dem verweigert (Blutdruck ist in Ordnung, aber von der Tachykardie wissen nur meine Eltern, weil sich die Alten sonst verrückt machen) und Muttern sagte einfach, ihr Blutdruck sei eh zu hoch, da müsse sie gar nicht erst messen um das zu wissen.
Achja: abgesehen von uns Verweigerern (und dem Hund) sind alle top fit. Also zumindest was den Blutdruck und die nicht nüchternen Blutzuckerwerte anbelangt.

Beim Umbau der Küche musste ich nicht mithalten, musste aber laut „Ooooh“ und „aaaah“ sagen, als ich Mamas ganzen Stolz – einer Orchidieenfototapette Beachtung schenkte. Später wurde dort eine Pfütze gefunden, weswegen Cerberus ordentlich angebrüllt wurde und halb durch die Pfütze geschoben wurde. Muttern war stinksauer. Zumal der Hund seit Jahren stubenrein war. Theorie: Da ich da bin und Hund nicht mit in die Wohnstube durfte (wo ich nächtigte) und der Hund früher immer bei mir im Bett schlafen durfte (hee! Ich kuschel halt gern!), habe sie nun aus Gnatz da Pipi gemacht. Dann stellte sich heraus, dass das mit Zewa vollgestopfte Abflussrohr nach 40 Tagen anfing zu tropfen. Also zwei Tage bevor es wieder fachmännisch durch einen Abfluss samt zugehörigen Spülbecken verdichtet wird.
Mama hatte dann ein furchtbar schlechtes Gewissen, der Hund hat sich dann aber lieber doch für den Rest des (kurzen) Tages hinter mir versteckt. Sie tat mir ja schon ein wenig Leid. Ich hielt Mama dann noch ein Vortag darüber, das Schimpfen nichts nützt, wenn man Hund nicht auf frischer Tat ertabt, weil sie das nach wenigen Sekunden schon nicht mehr korrekt in Zusammenhang setzen können. Sie wissen nur, dass Frauchen schimpft und sind verwirrt warum. Das fruchtete leider nicht, statt dessen hörte ICH nun einen Vortrag über Diäten. Mhrmpf.

Inzwischen bin ich wieder zu Hause. Mannmann habe mich nicht vermisst, freue sich aber, dass ich wieder da bin. Na wenigstens etwas.
Der nächste Direktkontakt zu meinen Eltern?
Nächstes Jahr, wenn ich 30 werde.

Die Unsoziale macht Urlaub

Ab heute bis Montag bin ich bei meinen Eltern. Die haben zwar Internetz, aber kein schönes. Nur ne schnöde 2k-Leitung.
Da ich nicht sicher bin, rufe ich den Urlaub aus. Ab Dienstag, den 17.05. bin ich wieder da. Wenn ihr Glück hat, wird mir aber zwischendrin langweilig und ich blogge doch was. Versprechen tu ich aber nix. 😀

Bild aus dem Zoo Osnabrück 2015

WMF: Himmelfahrt, Vatertag und Mutters Küche

WMF macht Pause. Frechheit. Ich nicht. Ich feiere mangels Anhängsel zwischen den Beinen keinen VaterMännertag.
Das selbe gilt auch für Mannmann – allerdings obwohl er einen entsprechenden komischen Auswuchs hat.

Statt dessen haben wir uns beide einen Ruhigen gemacht. Kein Haushalt, kein kochen, keine Gedanken über die unmittelbare Zukunft. Da wir beide Atheisten sind, haben wir auch keine Himmelfahrt begangen.
Statt dessen hat Mannmann den Tag auf dem Sofa verbrachte, erklärte mir wie er morgen gedenkt seinen Arbeitstag zu überstehen (in Homeoffice, Guidevideos drehend, Serie in Hintergrund laufend, solange er nicht reden muss). Ich dagegen dachte mit Entsetzen daran, dass ich morgen einkaufen muss. Paprika, Schaschlik (-Zutaten), Creme Fraiche, Frischkäse, Bacon, Chlorreiniger, Dickmacher, Getränke. Ich bin jetzt schon total begeistert, da ich wegen dem Fleisch zum Nichtreal muss. Und das nach einem Feiertag. Freude!

Mein Bruder und mein Stiefvater werden dagegen sehr wohl Männertag begangen haben. Entweder auf die traditionelle Weise – mit dem Fahrrad und nem Anhänger voll Bier quer durch den Busch – oder auf die sinnvolle Weise – Mutters Küche renovierend.
Mama konnte nämlich ENDLICH durchsetzen, dass die Küche erneuert wird. Da die Einrichtung dort wesentlich älter als ich ist, wird das auch mal Zeit. Bis dato fehlte aber das Geld – nun brachte ein vergessener Bausparvertrag dieses ein. Dennoch fiel die Entscheidung für die Küche noch schwer… bis Mutter im Januar in einem Anfall von Ordnung und Putz den Schrank mit den Kochtöpfen ausräumte und ein paar der alten, nicht mehr gebrauchten Kochwaren spenden wollte. Dahinter kam eine riesige Schimmelfront zum Vorschein. 😐
Nach einigen hin und her hatte man auch den etwaigen Grund gefunden. Vor einigen Jahren bekam das alte Haus (ca. 150 Jahre) einen neuen Putz außen dran. Das in der DDR moderne Kotzgelb wurde durch rosa ersetzt. Ernsthaft. ROSA. Gut das ich da nicht mehr wohne. Obwohl mitten im Sommer gab es genau bei der angedachten Verputzung des Hauses heftige Aprilwetterschwankungen. Hagel, Regen, Gewitter, hohe Luftfeuchte, etc., pp.
Vermutlich kam es dabei an einer Ecke zu Probleme. Mein Elternhaus hat in der Oberansicht nämlich nicht vier sondern sechs Ecken und das Haus hat eine leichte L-Form. Die kurze Seite innen besteht dabei im Erdgeschoss aus einem Vorzimmer, das zwar einen gewissen Nutzen hat aber letztlich nur als Schleuse zwischen Hof und Ommas Küche dient. Direkt darüber ist Mamas Küche. An der äußeren Wand sind die Badezimmer bzw. Ommas Waschküche angelegt.
Nun besteht das Problem, dass dieser innere Winkel so ziemlich jedes Wetter abbekommt. Vermutlich ist durch die damaligen Witterungsbedingungen der Putz zu langsam durch getrocknet und/oder es gab Probleme mit der Dämmung. So konnte sich genau dort der Schimmel einnisten, der sich dann in den dort stehenden Schrank eingefressen hat.

Wie auch immer:
Der Schrank war an der Stelle nicht mehr zu retten, die Tapete hin und das Mauerwerk… denken wir nicht drüber nach. :/
Mit den Argument „Schimmel“ und „Schrank nicht mehr zu gebrauchen“ und „gibt kein Ersatzteil mehr, weswegen eh die ganze Schrankzeile samt Überhänge erneuert werden muss“ knickte mein Stiefvater endlich ein und Mama bekommt ihre neue Küche.

Seit dem ist man an bauen und planen. Was sie nun genau mit der Wand gemacht haben, weiß ich nicht so recht. Auf jeden Fall hat man nach der Entfernung des Schimmels da nun reichlich Badfarbe drüber gepinselt. Zudem wurde die Heizung (Alter: 35 Jahre) ausgetauscht gegen eine neuere und vor allem Kleinere. Die Aktuelle glänzt nämlich dadurch, dass der Regler hinter der Eckbank verschwindet und nur mit Mühe gedreht werden kann, während auf der anderen Seite der neue, geplante Schrank nicht mehr geöffnet werden könnte. Der uralte Bodenbelag (Alter?) wurde runtergerissen und neu ausgelegt. Bis auf den Spülschrank sind fast alle alten Schränke bereits weg. Ein Schrank steht provisorisch im alten Zimmer meines Bruders, das direkt an die Küche angrenzt. Das Zimmer soll eh zur Vorratskammer werden, da ist das nicht schlimm. Die Wände sind inzwischen durch einen Fachmann betrachtet, durch einen anderen tapeziert und Mutters geliebte, neue Fototapete angebracht.
Die ehemals braune Decke erstrahlt nun in weiß, wobei die alten Deckenpappfließen (k.P. wie man die nennt) belassen und einfach nur übermalt wurden. Auf den Fotos sah das recht edel aus.

Damit alles den rechten Weg geht, hat auch Cerberus geholfen und sich stets dort niedergelegt, wo sie definitiv im Weg war (gibt da einige Fotos von… so ein kleiner Jackrussel kann ein riesiges Hindernis werden.).
Geplant ist, dass bis Freitag nächste Woche alles fertig ist. Denn am Dienstag nach Pfingsten kommt die neue Küche. Mama hat schon gedroht, dass ich mithelfen müsste, wenn bis dahin noch was gemacht werden muss, aber meine Drohung („Dann komme ich nicht vorbei!“) hat Wunder gewirkt. Auch wenn Muttern ihren Geburtstag hasst und an ihr Alter ungern erinnert wird (sie wird 50) – das ist der Grund warum ich nächste Woche mal wieder zu Hause bin und bei einem Besuch pro Jahr will sie das nicht aus Spiel setzen. Also hat sie den Männern ordentlich eingeheizt (und den Hund aus den Haus geworfen).

Insofern würde es mich nicht wundern, wenn Zecke und D-Mann #1 zur Himmelfahrt ordentlich ran mussten. 😉

Ansonsten verlinke ich trotzdem mal dem WMF-Artikel, vielleicht sind ja auch andere Blogger ganz bloggerfreudig zur Himmelfahrt.

Ich, das Naivchen

Mannmann hat ein Hobby. Dieses nennt sich „Tucktuck verarschen“. Tucktuck – das bin ich. Und ich lasse mich immer sehr gut verarschen.

Wenn Mannmann mir Dinge erklärt, dann glaube ich ihm das. Jedes einzelne Wort. Mir kommt nicht mal in den Sinn, dass er gerade lügt. Höchstens, dass er sich irrt – das kommt aber nur dann vor, wenn ich es mal besser weiß. Darum sucht sich Mannmann immer Themen aus, wo das definitiv nicht der Fall ist. Und ehrlich: da hat er VIEL Auswahl, denn mit meiner Allgemeinbildung ist es nicht weit und die, die ich hab, konzentriert sich auf die wenigen Dinge, die mich mal interessieren.

Ein genaues Beispiel kann ich nun nicht nennen, aber nehmen wir mal ein Beispielbeispiel.
Mannmann erklärt mir, dass Bäume verkehrt herum wachsen. Also die Krone eigentlich die Wurzel und die Wurzel eigentlich die Krone ist. Da ich es hier eigentlich besser weiß, würde ich darauf nicht hereinfallen, aber nehmen wir mal an, dass ich noch NIE einen Baum gesehen habe. In meinem ganzen Leben nicht. Und auch andere baumähnliche Konstrukte – wie Blumen, Sträucher und anderes Gebüsch – sind mir vollkommen fremd.
Mannmann würde erklären, dass die Wurzeln oben sind, weil ein Baum hauptsächlich von Sonne und Regen lebt und somit die empfindlichsten Teile nach oben schickt, denn dort fallen die Nahrungsmittel zu erst hin. Die empfindlichsten Teile vom Baum – also die Blätter – müssen dagegen geschützt werden und das macht man am besten unter einem dicken Schutzschild: der Erde.
Er würde dann noch etwas wissenschaftlicher werden und irgendwas mit Chlorophyll und Harz erzählen, um es authentischer zu machen.
Und ich? Ich sitze mit großen, staunenden Augen daneben und versuche mir den Kopfsteherbaum vorzustellen. Am nächsten Tag würde ich zu einem Leute gehen und ihm von dem Kopfsteherbaum erzählen. Und wenn er mir nicht glauben würde, wäre ich furchtbar erbost über seine Uneinsichtigkeit.

Der Einzige, der mit den Zahn wieder ziehen kann, wäre Mannmann selbst. Der amüsiert sich bis dahin aber köstlich über mich und lacht sich bei der Aufklärung immer einen Ast ab.
Laut meiner Schwägerin liebt er mein Gesicht, dass ich während der Geschichte und vor allem bei der Aufklärung zu machen pflege. Ich bin nämlich eine talentierte Grimassenschneiderin – auch wenn ich das eher unbeabsichtigt mache.

Genau so – aber bei weitem nicht so heftig – funktioniert das auch bei jeden anderen Menschen.
Wenn mir Frau X zum tausensten Mal erzählt, dass sie ihre Tabletten verloren hat oder ihre Tasche geklaut hat, dann stelle ich ihr leichtgläubig ein neues Rezept aus. Gut, wenn hier weniger leichtgläubige Kollegen eingreifen. Wenn jemand was erzählt, was alle anderen tierisch aufregt, weil das eine olle Angebernase ist, dann verstehe ich meist nicht wieso, weil ich nur die Erzählung sehe und nicht zwischen den Zeilen lesen kann. Lügen, Halbwahrheiten? ja, ich weiß das es so etwas gibt. Aber ich sehe mich instinktiv nie als Betroffene. Das braucht schon gehörig Denkarbeit meinerseits bis ich misstrauisch werde. Insbesondere wenn die Geschichten aus vertrauenswürdigen Quellen – wie meine Mutter, Freunde, Familie und so – kommen.

Ähnlich ergeht es mir mit Nachrichten, Blogs und co. Verwirrend wird es vor allem, wenn zwei Quellen über ein und die selbe Sache vollkommen unterschiedlich berichten. Ich will nämlich immer beiden glauben – und nicht immer lässt sich das vereinbaren. In der Regel bekomme ich dann Kopfschmerzen.

Ein wenig begründet sich dadurch meine Paranoia. Naivchen sein und es nicht merken ist wesentlich einfacher als Naivchen sein und durch die Reaktion der anderen Leute feststellen, dass man mal wieder viel zu vertrauenswürdig war.
Als Letztes fängt man dann nämlich an zu hinterfragen. Und zwar ständig. Man neigt dazu, bei jedem das gute zu sehen und hinterfragt, ob es nicht doch bitterböse gemeint war. Dadurch weiß man erst recht nicht mehr, was man glauben soll und was nicht. Wenn Müpfi sagt, dass sie mich voll lieb hab… gelogen oder nicht? Wenn die Bessere meint, ich kann voll gut schreiben… gelogen oder nicht? Wenn Mannmann sagt, ich sei süß… gelogen oder nicht? Wenn der Spiegel schreibt, die Flüchtlingskrise sei beendet… gelogen oder nicht? Mein Instinkt sagt nicht gelogen, mein Verstand sagt gelogen, mein Bauchgefühl summt Tetris.
Erfahrungsgemäß treffe ich oft genug nicht die richtige Wahl. Da habe ich etwas als Lüge klassifiziert, was voll ernst gemeint war und andersherum. Darum schwanke ich gerne von ein Extrem in das Nächste. So glaube ich ein paar Tage lang jeden alles und wenn er behauptet, es regnet U-Boote vom Himmel, und dann wieder unterstelle ich jedem, dass er mich anlügt. An Sicherheit fehlt es aber so oder so komplett.

Und ich selbst?
Wenn es drauf ankommt, dann kann ich nicht lügen. Ich platze regelrecht mit der Wahrheit und mit nichts anderem als der reinen Wahrheit heraus. Selbst wenn die (Not)Lüge die bessere Wahl gewesen sei. So sagte ich D-Mann #1 er sehe mit seiner neuen Brille voll idiotisch aus, anstatt feinfühlig zu loben, denn er tat sich schwer damit, nun zu den Brillenträgern zu gehören. Als mein Bruder das erste mal einen verhassten Anzug anziehen musste? „Siehst du bescheuert aus!“ anstatt „Wow, der steht dir!“ zu sagen.
Notlügen, Halbwahrheiten und echte Lügen kommen daher nur, wenn ich wirklich lange und ausführlich darüber nachdenken konnte und dann sind sie nicht schlüssig oder glaubwürdig. Klappen tut das nur, wenn ich die Lüge selber glaube.

Wenn WMF also fragt, wie es mit der Wahrheit bei mir im Blog aussieht, dann so:
Ich schreibe nur, was sich selber glaube, gemixt mit der einen oder anderen Minilüge, die aber niemanden schadet und letztlich nur der Anonymität dient.

Immer dieser Stress

Meine Mutter und Tumörchen haben eine Gemeinsamkeit. Oder werden diese Gemeinsamkeit zumindest haben, wenn Tumörchen sich an die Auflagen hält:
Sie sind Maikinder. Oder – im Falle des Nachwuchses – werden Maikinder sein.
Meine Mutter hat dabei das große Pech, dass ihr Geburtstag immer mit Muttertag korreliert, da sie kurz davor, kurz danach oder am selben Tag statt finden. Da sie zwei äußerst faule Geschenkkinder hat, darf sie sich meistens entscheiden, zu welchen Ereignis sie nun eine Aufmerksamkeit haben möchte und meistens fällt ihre Wahl auf den Muttertag. Als waschechte Frau wird sie nur ungern und unter lauten Protest an ihr Alter erinnert.

Dieses Jahr hat sie aber weder die Wahl noch die Chance das zu überspielen. Immerhin wird sie 50 und ein halbes Jahrhundert gelebt zu haben ist doch mal was besonderes. Während sie von der Zecke etwas besonderes will, reicht bei mir das persönliche Erscheinen. Auf Grund der großen Entfernung unserer beider Wohnorte sehen wir uns nämlich sehr selten. So maximal einmal im Jahr. Mannmann sollte zwar auch auf der Matte stehe, weigert sich aber sehr erfolgreich und redet sich mit „Wenn ich zu meinen Eltern fahre, musst DU ja auch nicht mitkommen!“. Toll. Manchmal will man ihn echt erwürgen, aber weder die Bessere noch ich haben ihn zur Vernunft gebracht. Und weder meinen Welpen noch mein 25Dollar-Kuscheltier will er mir als Entschädigung kaufen. *seufz*

Inzwischen drängelte Muttern sehr danach, dass ich doch bitte endlich eine Fahrkarte kaufe. Aber bitte nach Magdeburg, Dessau, Halle, Cottbus oder Potsdam, denn nur von dort könne sie mich gut abholen bzw. durch Familie abholen lassen. Meine Frage, ob ich nicht einfach nach Berlin gondeln könnte und mich dort abholen würde, da die Reisezeit von einem der Bahnhöfe zu uns nicht viel kürzer wären als von Berlin aus zu uns, ich dafür aber gar nicht umsteigen muss, wurde mit „Berlin ist scheiße!“ abgeschmettert. Gut, ich stimme ihr zu. Aber ach Mensch!
Nebenbei: Viel Spaß beim triangulieren, wo denn die Unsoziale nun herkommt. 😉

Noch während ich nach einer kosten-, zeit- und umsteigegünstigen Verbindung suchte, kam der nächste Hinweis bezüglich Bahnhöfen. Lieber doch nicht Magdeburg, denn da wird gebaut, Dessau ist nun doch zu weit weg, Berlin wäre weiterhin doof, Leipzig ginge dafür und wenn ich wolle auch München. Ja genau.

Letztlich sagte ich, dass ich zu den (bisher bewusst nicht genannten) Bahnhof X fahre, denn der ist a) nicht weit vom Elternhaus entfernt, b) kann ich mir da zur Not ein Taxi leisten ohne arm zu werden und c) war es mir zu blöd tausende Verbindungen abzusuchen. So! Mama war dann gnatzig, weil ich nicht so machte wie sie wollte, musste das aber akzeptieren – immerhin würde SIE mich NICHT vom Bahnhof abholen – sie muss an dem entsprechenden Tag nämlich noch arbeiten. Mein Bruder – der statt dessen den kostenlosen Taxidienst spielen sollte – stimmte mir statt dessen zu, denn dann wäre er wieder früher zu Hause und könnte eher mit seiner Freundin Sachen machen, über die ich lieber nicht nachdenke.

Danach ging alles sehr schnell. Die Verbindung mit drei Umstiegen ist Standard und es gab auch noch ein Erste-Klasse-Angebot, dass auf Grund des Sparangebots billiger war als das Zweite-Klasse-Angebot (Ich empfehle hier immer zu pokern! In der Regel sind die normalen Angebote nämlich eher weg als die für die erste Klasse und dann kann man sich freuen 🙂 ), was gut war, denn zweite Klasse fahre ich solche Strecken einfach nicht mehr. Verweigerung. Viel zu viel Stress. Da gönne ich mir den Aufpreis, habe bequemere Sitze, mehr Ruhe, mehr Service und meist einen Tisch für mich allein. Ich liiiiebe Tische beim Zugfahren.
Natürlich bot die Bahn direkt eine Bahncard an. Bahncard 25 1. Klasse für 39,-€. Mit nur viermal fahren hätte ich die Kosten wieder drin – also mit der ausgesuchten Verbindung, die bisher nur die Hinfahrt beinhaltete. Nachdem ich die Kosten überdacht, die finanzielle Belastung abgeschätzt, die Vorteile den Nachteilen gegenüber aufgewogen und Mama gefragt hab, ob sie die Karte bezahlen würde, damit ich sie öfter besuchen kann, habe ich die Karte gekauft. Nach zwei Sekunden zögern und der Erinnerung, dass ich ja nun öfter in den Zoo will, habe ich die Karte gekauft. Von wegen öfter zu Mama! Meine Nerven!

Nachdem die Karte nun in mein Besitz übergegangen ist (mehr oder minder – ich kann eine vorläufige Bahncard ausdrucken, die Hartplastikversion kommt per Post), war ich erst mal verwirrt. Ich kam immerhin über die Reisebuchung zur Kartenbuchung. War die Fahrt da nu drin oder nicht?
Nach Konsultation der E-Mail samt Rechnung: nö. Nochmal alles bestellen, nur diesmal direkt die Rückfahrt mit aussuchen, sonst lässt Muttern mich eventuell nicht mehr gehen. Danach ging alles ganz schnell: Verbindung raus suchen, Bahncard angeben, Platzreservierung angeben, Paypal bezahlen lassen und fertig. Leider habe ich übersehen, dass ich das Ganze nochmal bestätigen musste (obwohl Paypal schon durchgelaufen war), da ich gerade mitten im Raid war, als Muttern nervte. Als mir der Fehler auffiel, war das Protokoll natürlich ausgelaufen und ich automatisch ausgeloggt. Määäh.
Also nochmal das Ganze und diesmal bestätigt. Bevor sich jemand Sorgen bzgl Kosten macht: Paypal hat nur einmal die Bezahlung bestätigt, da ist also nix schief gelaufen.

Nun werde ich als über Pfingsten mal wieder irgendwo im Wolfsland sein – denn ja, die haben sich da auch breit gemacht – werde Cerberus wieder sehen, von Muttern und D-Mann 1 genervt werden und 3 Tage lang kein eigenes Netz haben. Iiiiih. Erinner mich jemand daran, dass ich mein Tablet lade. Danke!

Nebenbei ein positiver Aspekt:
Schwiegereltern und die Bessere haben mich eingeladen, mal ohne Mannmann ins Saarland zu reisen und mit mir eine Zooreise vor Ort durchzuführen. Das wird mit BC natürlich wesentlich interessanter.

PS: Seltenst erlebt, dass ich mal ALLE Familienmitglieder in einem Beitrag nenne. Der Einzige, der fehlt, ist D-Mann 2, was hiermit nun auch geschehen ist. 😉

Mutters Eier

Passend zu Ostern gibt es Ostergeschichten!

Bei meiner Familie ist es Tradition, dass meine Mutter die Eier färbt. Je nach Verfügbarkeit mussten dann zwar die Zecke oder ich helfen, aber notfalls macht sie das auch alleine. Dabei geht sie immer nach den selben Prinzip vor. Eier kochen, Nahrungsmittelfarbsticks in mehrere große Gläser Wasser auflösen, gekochte Eier dazu, wieder rausnehmen und mit Speckschwarte einreiben. Fertööög. Als wir Kinder noch klein waren, haben wir dann auch mal welche mit Eiermalfarbe angepinselt – aber wirkliche Variation gab es nie.

Das Ganze hat aber gedauert. Mutter gibt sich nämlich nicht mit ein paar Eier zufrieden, sie färbt direkt achtzig. Meine Großeltern haben glücklicher Weise Hühner, wie das auf dem Land nun mal üblich ist, aber die armen Viecher können gar nicht so viele Eier legen. Und meine Oma mag doch bitte auch färben. Also musste Mama immer eine ganze Menge Eier kaufen. Das fiel natürlich D-Mann #1 auf – und versuchte ihre Eierfärbenmanie etwas einzudämmen.
Aber sie lies das nie zu. Sie wollte das immer gerecht machen. Jedes Kind soll 20 Eier haben – und sie wolle sie als Eltern da ja auch nicht außen vor lassen und um es gerecht zu machen, müssen eben auch 20 Eier ran. Pro Person.

Etliche Jahre später gab es diese Diskussion nochmal. Da war ich schon seit 5 Jahren nicht mehr zu Hause – was will sie also noch 80 Eier kaufen? Lange konnte sich Muttern mit „Aber wenn sie dann doch kommt…?“ retten, aber so wirklich zog das irgendwann nicht mehr – und sie durfte nur noch 60 Eier färben. Das deprimierte Mama wirklich. Ich vermute dahinter auch den wahren Grund, warum mein Bruder nicht bei den Eltern auszieht: er darf wegen der Eier nicht. 😀

Aber zurück in die Vergangenheit. Meine Mama bestand bis zum Ende immer darauf, dass wir Kinder zu suchen haben. Und zwar draußen. Auch wenn es regnet, schneit oder hagelt. Dazu versteckte sie erst für mich, dann musste ich suchen – und es war demütigend mit 18+ durch den Garten zu krauchen und Eier zu suchen – dann wurde für Zecke versteckt und er suchte. Für ihn war das damals nicht so schlimm – er war acht.
Dabei versteckte sie auch immer brav 20 Eier pro Kind, damit es gerecht war. Sobald mein Bruder dann fertig war, versteckte sie nochmals. Und ehrlich… wenn das schon mir mit 18 peinlich war, was dachte dann wohl D-Mann #1 mit seinen über 40? Aber auch der musste suchen, da gab es keinerlei Gnade. Nur sie selbst… die suchte nie. Was aber zugegeben nicht an ihr lag sondern daran, dass wir uns strickt weigerten zu verstecken. Meinen Bruder konnte man die Sachen dann zwar durchaus in die Hand drücken, die er verstecken sollte, diese versteckte er dann aber in seinen eigenen Eierkörbchen. Also hat Mama das ganz schnell sein lassen.

Diese Tradition endete dann auf recht spektakuläre Weise. Da gab es zwar noch 80 Eier, aber ich war nicht mehr vor Ort. Mir wurde später erzählt.
Mama versteckte also 20 Eier für meinen Bruder und als sie zufrieden war, ging sie die Zecke hohlen. Der suchte. Und suchte. Und suchte. Und suchte. Und suchte. Und suchte. Er fand zwar die Schokolade und die elektrische Kleinigkeit, die es jedes Jahr gab, aber keine Eier. Meine Mutter lachte sich ins Häuschen, weil ihre Verstecke so gut waren. Als Zecke dann aufgab, ging sie zu den Verstecken um die Eier zu hohlen. Nur das da keine Eier mehr waren.

Dafür kam da Cerberus um die Ecke. Damals war sie noch kein Jahr alt, es war also ihr erstes Ostern. Mit Entsetzen stellte Mama fest, dass an Cerberus Schnauze Eierschalenreste klebten. BUNTE Eierschalenreste. Na jetzt ratet mal, wo die ganzen Eier waren!

Danach untersagte Mama alle Versteckereien. Sehr zur Freude von D-Mann #1 und Zecke, der wegen der Pubertierei nun auch keinen Bock mehr auf Suchen hatte. Das war auch ein wirklich schlechtes Jahr für meine Mutter.

Warum?
Weil von den 80 Eiern sah es immer so aus:
D-Mann aß 5 bis 6, je eines am Tag. Zwei wurden ihn von Muttern unsersagt.
Zecke aß 10 am Stück und konnte dann erstmal keine Eier mehr sehen.
Ich aß gar kein Ei, weil ich mag gekochte Eier nur, wenn das Eigelb weich ist – aber die kann man wegen Salmonellen nicht lange genug behalten, gab es also niemals in gefärbter Version.
Abgesehen von den einem Jahr bekam Cerberus gar kein Ei.
Der Rest gehörte Muttern. Und sie verteidigte sie auf Leben und Tod! Spätestens sechs Tage nach dem Färben (Karfreitag!) waren immer alle Eier spurlos verschwunden. Nur diesmal nicht im Hundemagen.

Seit sie nur noch 60 Eier kaufen darf, liegt sie mir nun auch jährlich in den Ohren, ich möge doch bitte färben – und ihr die Eier zusenden. Ich weigere mich bisher standhaft. Ich mag Eierfärben nämlich nicht. Und solange ich keinen Klon meiner selbst habe – was hoffentlich nie passieren wird – sehe ich auch keinen Grund dazu. Mannmann feiert keine Feste mit christlichen Hintergrund und wüsste es daher eh nicht zu würdigen.
Vorgefärbte Eier aus den Supermarkt sind aber absolut tabu. Ich hab zwar mal überlegt, Mama genau die zu schicken – aber dann würde ich enterbt werden. Wenn das denn reicht.