Danke Amt.

Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich habe heute eine schlechte Nachricht nach der Anderen bekommen. Ich fange mal von vorne an:

Damit ich Wohngeld bekomme, darf ich einen gewissen Betrag x nicht übersteigen. Dieser ist logischer Weise abhängig von der Miete im Verhältnis zum Einkommen.
Wenn nun aber mein Einkommen einen Wert y untersteigt, so dass Wohngeld + Einkommen unter dem Wert z liegen, bekomme ich auch kein Wohngeld – dann darf ich Hatz IV beantragen.

Bitte was?
Ja, Beitrag Z steht für das Geld, das ein Mensch in Deutschland mindestens benötigt, um überhaupt Leben zu können. Das Wohngeld selbst wird nur anteilig von der Miete bezahlt. Dadurch kann es passieren, dass ALG1 und Wohngeld weniger als Z ergeben. Ist dies der Fall, darf laut Gesetz kein Wohngeld gewährt werden.

Jetzt kommts:
Wenn ich zur Sicherheit Hartz IV als Aufstockung beantrage und das für diesen Monat noch geltend machen möchte, muss ich das auch diesen Monat noch beantragen. Wenn ich diese aber gewährt bekomme, habe ich kein Anrecht mehr auf Wohngeld. Wenn ALG1 + Wohngeld also dann doch gerade so Betrag Z ergeben würden, bräuchte ich kein Hartz IV.
Um das sicher evaluieren zu können, muss ich nun die Höhe meines ALG1 kennen. Also die echte und nicht die geschätzte. Denn laut Wohngeldbearbeiterin ist das bei mir eine knappe Sache.

Grund genug, dass ich TATSÄCHLICH bei der Arge anrufe und nach dem Stand der Dinge frage.
Ich habe brav meinen Namen und meine Kundennummer genannt, Adresse und Geburtsdatum zum Datenabgleich genannt und dann gefragt. Das erste was ich hörte war:
„Das ist ja seltsam…“
Nein, das wollte ich nun nicht hören – mein Schrecken war groß.
„Haben sie die Arbeitgeberbescheinigung abgegeben?“
Ja, gleich am 02.05. im persönlichen Kontakt.
„Stimmt, da ist sie… seltsam… und der Antrag ist auch vollständig… seltsam…“
Hallo? Sie machen mir Angst!
„Frau Unsoziale, ihr Eintrag hat keinen Status, der wurde scheinbar noch nicht bearbeitet oder eingesehen. Wir sind inzwischen auch bei Mitte Mai mit den Bearbeitungen, daher kann ich mir das echt nicht erklären. Ich werde für sie einen Rückruf vereinbaren – ist das in Ordnung?“

Und nun warte ich auf den Rückruf. Ich bin entsetzt. Verzweifelt. Fühle mich im Stich gelassen. Man hat meinen ALG-Antrag scheinbar irgendwie verbuhselt und übergangen. Toll, da kann ich lange warten.
Ich kann nur hoffen, dass das nun ein wenig Tempo in die Sache einbringt. Ich habe beschlossen das vorerst aus zu sitzen und das Aufstockunhgs-Hartz IV erst im Juni zu beantragen, wenn ich genaue Daten habe. Denn eigentlich will ich lieber ALG und Wohngeld – schon allein deswegen, weil man als ALG1er man ein ganz anderes Verhältnis zu den Bearbeitern hat als in Hartz IV. Mag ein Vorurteil sein, aber mir ist damit wirklich wohler.

Aber… irgendwie kann ich nun die Leute verstehen, die jammern, dass die Asylanten so viel Geld für nichts bekommen. Ich weiß (!) zwar, dass die auch nicht viel bekommen und mit ihren Geldern tatsächlich noch unter dem Hartz IV-Satz liegen, aber Bauchkrummeln macht das eben doch. Könnte besser und mehr Geld ausgezahlt werden, wenn wir diese Last nicht tragen müssten? Wäre dann nicht die Rede von Rente ab 70 und Altersarmut?
Ich weiß es ehrlich nicht. Kann sein, dass ich gerade irgendwie unter Schock stehe.
Klar ist: Ich bereue zum ersten Mal wirklich und sehr stark meine Berufswahl. Klar, ist ein toller Job, macht Spaß und ist wichtig für die Gesellschaft. Aber mit etwas mehr als 100€ über den gesetzlichen Mindestlohn (!) bringt einen das alles nichts, wenn man bei schuldlos ins soziale Netz gerät. Sieht sehr, sehr, sehr dünn aus hier, das Netz.

6 Gedanken zu “Danke Amt.

  1. Glaubst Du ehrlich das die Arge hätte vor 3 oder 4 Jahren sorgfältiger gearbeitet?
    Das man jedwelche Unterlagen persönlich abgeben sollte , da eingeschickte Unterlagen grundsätzlich nicht ankommen, diese Warnung geht hier schon seit ewig und 3 Tagen um. Und das die Argen ihre „Kunden“ sanktioniert und sogar dafür Mengenvorgaben hat ist schon sehr lange so.
    Fall bitte nicht auf die Parolen rechter Rattenfänger rein, auch ohne Flüchtlinge wäre kein Cent mehr für Arbeitslose da, und die AFD ist sogar für Zwangsarbeit für Arbeitslose….

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    1. Verstehen =/= Meinung

      Nur weil ich verstehe, dass Leute so denken, heißt das ja nicht, dass ich deren Meinung bin.
      Ich verstehe zum Beispiel Leute, die meinen, dass Religion in Schule und Arbeit nichts verloren haben, bin aber selbst der Meinung, dass es sehr wohl ein Schulthema sein sollte und jeder das Recht hat, das zu glauben was er will – solange er diesen Glauben niemand anderen versucht aufzuzwingen. 😉

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    1. Ich glaube ich sollte den Beitrag nochmal etwas anpassen.

      Nur weil ich die Leute verstehe, die den Geflüchteten die Schuld an die aktuellen Situationen geben, bin ich nicht deren Meinung. Das Problem hätte so auch genauso vor dem Asylantenchaos entstehen können, da mache ich mir gar keine Illusionen.

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      1. Oh, kein Problem, ich hab es schon so verstanden, daß es keine Zustimmung war. Sonst hätte ich gar nicht erst versucht, diese Links zu ergänzen, und hätte auch garantiert weder auf „like“ noch auf „Folgen“ geklickt (bzw. gleich wieder auf „Entfolgen“)

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