Multikulturelle Probleme

Manchmal bin ich erstaunt, wie wenig Multi wir doch wirklich sind. Und das auch noch auf sehr lokalen Raum. Nein, das wird nun keine Pro- oder Antiflüchtlingsdebatte… wobei ein wenig schon.

Mannmann und ich leben im nördlichen Westen von Deutschland in einer kleinen Stadt. Für mich ist es vom Umfang her eine Großstadt – denn ich bin in einem 124 Einwohner-Dorf irgendwo in Brandenburg aufgewachsen. Insofern bin ich hier der Flüchtling, da ich aus dem Gebiet der ehemaligen DDR in das Gebiet der immnoch BRD gezogen bin. Das da keine Mauer mit den Weg blockiert, hält manche meiner Freunde nicht ab, mich ab und zu als Wirtschaftsflüchtling zu betiteln. Da steh ich aber drüber. 😉

Mannmann ist hier aber auch nicht geboren, der wurde irgendwo im Saarland großgezogen. Ossi und Fastfranzose verstehen sich super gut, auch wenn ich bei seinem Konsum an Maggi schon mal die Augenbraue hebe. Nicht, dass es Maggi bei uns nicht gegeben hätte – ich mag das Zeug nur nicht. Doch während er sein Kulturgut (ja, das Maggi!) hier überall kaufen kann, muss ich meine Nussnougatstangen von Viba bei Amazon beziehe. Die gibt es hier nämlich nirgends – auch nicht an der Kasse am „noch eine Kleinigkeit fürs kleine große Kind“-Stand. Was ich wirklich traurig finde, da ich diese Stangen einfach nur geil finde.
Es gibt noch ein paar andere (Schoko)Sorten, die ich hier vermisse und die es scheinbar fast nur im Osten gibt (Knusperflocken fallen mir zum Beispiel noch ein), aber das Nougat geht mir doch am meisten ab.

Doch daran gewöhnt man sich und Muttern schickt halt ab und zu mal ein Packet mit Allerlei vorbei. Solange sie nur die Vitacola weglässt, ist alles supi. Vitacola schmeckt nämlich nicht.

Woran es aber heute scheiterte, war etwas, was es in Deutschland ÜBERALL zu kaufen gibt: Am Mett.
Bei uns ist das Mettangebot immer sehr begrenzt und wir sagen einfach Hackepeter dazu. In der Regel haben alle Fleischer (auch größere) ein oder maximal zwei Sorten im Angebot. Das ist stets gemischt und der einzige Unterschied ist „gewürzt“ und „ungewürzt“, wobei bei gewürzt noch in mit und ohne Kümmel unterschieden wird. Meistens bekommt man da gewürztes Hackepeter ohne Kümmel, direkt gefolgt von gewürztes Hackepeter mit Kümmel. Die Frage ob nach Hackepeter nun ohne sei, ist daher sehr legitim. Wenn mal zwei Sorten in Angebot sind, dann ist es meist ungewürztes, gemischtes Hackepeter und gewürztes, gemischtes Hackepeter mit Kümmel. Wer ohne Kümmel mag, kann ja zur Not selber würzen. 😉

Aber nun bin ich im Nichtreal, stehe so vor einen meiner liebsten Fleischermeister und bestelle fröhlich Hackepeter, bevor ich mich bremsen und die westdeutsche Übersetzung anwenden kann. Fleischermeister meinte darauf hin äußerst trocken, dass er sich bestimmt nicht in den Fleischwolf werfen würde, nur damit ich ihn portionsweise aus den Laden schleppen kann. Tja, blöd wenn man P. Fleischermeister heißt (laut Aufnaht an der Schürze). 😛
Nun hatte er mich verunsichert und so wollte ich halt Mett. Weil Mett sagt Mannmann immer. P. Fleischermeister nimmt also den Spachtel des gewürzten Metts. Mit Kümmel. Ich hab das Körnchen gesehen!
„Nein nein! Das daneben!“
„Also wissen Sie… das ist ungewürzt. Also Hack. Sie wollten aber Mett – also gewürzt. Was wünschen Sie denn nun?!“
„Zerhacktes Fleisch aus Schwein und Rind ohne Gewürz?“, ja, jetzt war ich eingeschüchtert.
„Warum sagen sie das denn nicht gleich?!“
„Hab ich doch! Hackepeter halt!“ ich heulte fast.
Er schaute mich komisch an und packte mir dann mein Hackfleisch zusammen.

Ernsthaft? Man unterscheidet ERNSTHAFT mit NAMEN zwischen gewürztes und ungewürztes Hackfleisch? Verdammt das ist doch alles das selbe! >_<
Hoffentlich kann ich mir das bis zum nächsten Mal merken. *seufz* Und dabei hab ich noch nicht mal mit meiner Rechtschreibschwäche angefangen, wo ich zwar Fleisch will aber Honigwein bekomme…

4 Gedanken zu “Multikulturelle Probleme

  1. Hmmm, Mal überlegen. Den Begriff Hackepeter kenne ich, auch wenn er hier nicht in der Alltagssprache gebräuchlich ist. Hack hingegen ist Hack. Vom Rind, vom Schwein oder gemischt. Oder auch von anderen Tieren. Mett ist Mett, also Hack mit höherem Fettanteil als in dem Hackfleisch, welches als solches verkauft wird und nur vom Schwein. In jedem Fall mit ohne Rind. Hier pur, als Zwiebelmett oder als Kräutermett erhältlich.

    Verdammte Hacke, jetzt weiß ich, was ich frühstücken will. Und nirgendwo bekomme ich jetzt Mett her. Toll. :-/

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  2. Nun würde mich ja wirklich interessieren, in welcher Ecke vom Saarland der MannMann stammt großgeworden ist.

    Ich kenne hier niemanden, der Mett kauft, wenn er Hackfleisch haben möchte. Und in keiner der Metzgereien, die ich hier je besucht habe, käme irgendwer auf die Idee, Kümmel ans Gehackte zu geben.

    Beim gewürzten Mett frage ich mich ja, wie das mit der berühmten Hackfleischverordnung zusammengehen soll?
    Gehacktes wird – zumindestens da wo ich es kaufe – immer frisch durch den Wolf gedreht.

    Gewürzt wird dann nach Gusto bei mir daheim.

    Da sage nochmal wer, das Saarland sei so klein – wenn es offenbar unterschiedliche Hackepeter-Mett-Hackfleisch-Kultur-Welten gibt in unserem kleinen Land *gg

    LG
    Mechthilda

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    1. Die Aufklärung über Mett und Hack stammt aber nicht aus dem Saarland. 😉
      Genauso stammt die Idee Kümmel ins Hack aus dem Osten. Mannmanns Benennung zum Fleisch hab ich gar nicht erklärt, nur dass wir eben auch manchmal intern Probleme haben. Epische Diskussion darüber wie Creme nun ausgesprochen wird zum Beispiel 😀

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  3. Also hier bei uns im rheinisch-bergischen Kreis ist Hack grundsätzlich ungewürzt. Hierbei wird nur nach der Tierart unterschieden, also Schweine-, halb/halb-(Rind und Schwein), Rinder-, Lamm-, Geflügel-,bla bla bla Hack-(Fleisch). Mett ist immer gewürzt und und nur vom Schwein. Mett kann man sich direkt aufs Brot schmieren, Hack muss dagegen gegart/gebraten werden. Den Ausdruck Hackepeter kenn ich auch, war für mich bisher aber immer nur Hackfleisch

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